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Dalreisteppe |
Fläche: | 746.112 km² |
Einwohner: | ca. 500 000 (95% Menschen,
4% Zhubair, 1% Chaurr) |
Hauptstadt: | Torobadarja |
Staatsform: | Clans |
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Allen Göttern sei gedankt, daß die Weiten der Dalreisteppe von den Dalré bewohnt werden. Allein
diesem Volk von stolzen Reitern ist es zu verdanken, daß die Horden der Zhubair in den südlichen Ländern Espers bislang
nur wenig Schaden anrichten konnten.
Kein Wunder, daß etliche Stämme der Dalré von ihren seßhaften Nachbarn, vornehmlich in Neu-Andarien, seltener in
Nen’ya, Tributzahlungen einfordern (und im Allgemeinen auch erhalten), um sich ihren Kampf gegen die Zhubair belohnen
zu lassen.
Landesnatur und Klima
Südlich Zhuchs geht die Hualguchaij allmählich in die Dalreisteppe über. Eine genaue Grenze zwischen
diesen beiden großen Steppen ist nicht auszumachen; nicht einmal äußerlich läßt sich ein Unterschied in der
Landschaft feststellen: Ein endloses sanft geschwungenes gräsernes Meer, in dem Farben von gelblichem bis bräunlichem
Grün dominieren, hin und wieder von vereinzelten Waldinseln unterbrochen.
Je weiter man jedoch nach Süden gelangt, desto abwechslungsreicher gestaltet sich die Landschaft. Breite, sich
windende Flußläufe durchziehen die Weite, am Horizont zeichnen sich die ersten Berge ab, die Waldstücke werden
zusehends dichter und bilden schließlich ausgedehnte Wälder.
Aus der Ferne betrachtet läßt sich die Dalreisteppe in drei Zonen unterteilen, die sich in einem weiten Bogen um die
Hohe Sichel herumgruppieren. Im Westen bildet der trockenste und kargste Teil der Dalreisteppe einen Korridor
zwischen den gelben Bergen und dem Eisgebirge. Der östlich des Aljaron anschließende Teil ist wahrlich ein
„Gräsernes Meer“ und trägt auch unter den Dalré diesen Namen. Der zwischen den Hängen der Hohen Sichel und den
Erhebungen des Heiigen Kro gelegene Landesteil, der im Süden in die Wälder von Telman übergeht, hat am wenigsten mit
den wahrhaft steppenhaften Gegenden des Landes zu tun. Hier gehen das ganze Jahr über genug Niederschläge nieder, um
die Landschaft während der Sommermonate nahezu durchgängig in sattes Grün zu tauchen. Während der Sommermonate wird
dieser Landesteil bevorzugt von den meisten Clans der Dalré aufgesucht und wird deshalb von ihnen „die Sommerlande“
genannt. Hier, auf halbem Wege zwischen den Flußläufen des Elistech und des Sirol, erheben sich inmitten der Steppe
zwei um die 1000 Schritt hohe Vulkankegel, die beiden anderen heiligen Erhebungen der Dalré, genannt Taniu und
Sidlai, die Tore zu den Jagdgründen der Ahnen.
Die übrigen Landesteile sind während der Sommermonate heiße, wüstenhafte Gegende, die nicht selten von verheerenden
Wirbelstürmen heimgesucht werden. Die Flußläufe von Aljaron und Jiya führen deutlich weniger Wasser und auch die
großen Herden richten ihren Zug gen Süden, wohin ihnen die Dalré bereitwillig folgen.
Insgesamt erstreckt sich die Steppe über eine Fläche von etwa 632 000 km² und wird von etwa 500 000 Dalré
durchstreift.
Tier- und Pflanzenwelt
Die Tierwelt der Dalreisteppe unterscheidet sich nur unwesentlich von der Zhuchs. Hier ziehen die
großen Herden der Dalreihati, Gauklerböcke, Kodlus und natürlich der Eldorantilopen, die von den Dalré mythische
Verehrung genießen, vielleicht noch größer und gewaltiger als in den Ländern der Zhubair. Dies liegt vor allem daran,
daß sie im Sommer größtenteils gen Süden ziehen und die Sommerlande von Horizont zu Horizont besiedeln.
Weiterhin finden sich hier vereinzelte Mammutherden, große Rotten von Crodlus, Flußschweinen und Eccaris, Niulas,
Fretts, Sirias und Zorilhörnchen. In den Flußläufen tummeln sich Kockindrills und Erieliós. Unter den Raubtieren sind
hier Säbelzahnlöwe, Zhubairbär und Aylocan verbreitet.
Ebenso ähnelt die Vegetation der Dalreisteppe der in Zhuch, allerdings wird sie weiter im Süden weniger
wüstenhaft und somit um einiges vielfacher. Ein Großteil der Landschaft machen die weiten Grasflächen aus, die hin
und wieder von einigen Kakteen, Agaven, Ginster-, Jasmin- und Fliedersträuchern sowie krüppeligen Buschwäldern oder
einzeln stehenden Barobbäumen unterbrochen werden.
Die Wälder der Berghänge bestehen vornehmlich aus Pinien und Akazien, durchmischt mit Macchia und Brombeerbüschen.
Freies Volk ohne Herrscher
Die Bevölkerung der Dalreisteppe besteht durchweg aus Nomaden, die den großen Herden stets folgen und in einzelne
Clans und Stämme aufgespalten sind, die nahezu alle untereinander wenn nicht in Feindschaft, so zumindest in
Rivalität leben. Die Ursache der Rivalität der einzelnen Stämme liegt in Streitigkeiten um Jagdgründe, die für
dieses Volk von elementarer Wichtigkeit sind. Die Dalreisteppe ist zwar groß, doch ein Großteil der Herden durchzieht
sie auf festen Routen. Wer sich keine Jagdgründe entlang dieser Routen sichern kann, hat weniger Erfolg bei der Jagd
und kann seine Leute schlechter ernähren.
Im Kampf der Stämme untereinander geht es also ums Überleben. Doch einmal im Jahr herrscht Friede unter allen Dalré.
In den zwölf Tagen um die Sommersonnenwende tagt der Eldarya, der Rat der Häuptlinge an den Hängen der beiden
Vulkane Taniu und Sidlai und beratschlagt über stammesübergreifende Fragen und sitzt Gericht über größere
Streitigkeiten. Während dieser Tage sind nahezu alle Dalré an den beiden Vulkanen versammelt und es herrscht
ausgelassene Feierstimmung, bei der jedes Jahr nicht wenige der ungestümen Feiernden ihr Leben lassen, was ohne
Zweifel an der merkwürdigen Auffassung der Dalré von „harmlosen Vergnügungen“ liegt, die diverse akrobatische
Übungen, Tänze oder Wettkämpfe mit scharfen Klingen und spitzen Stangen beinhaltet.
Sommerhäuptling und Wolkentochter
Die Dalré haben keinen Herrscher, der die Macht hätte, über sie zu gebieten. Ihr faktisches und anerkanntes Oberhaupt
ist der Tangrachsarja, der Sommerhäuptling, der jedes Jahr zur Frühlings-Finsternacht zum Gemahl der
Shactàlra, der Wolkentochter, erkoren wird. Die Wolkentochter ist das Oberhaupt der Torobadarja, einer
Gruppe von etwa 100 Weisen Männern und Frauen, die ihren festen Wohnsitz im Kro haben und somit das einzige Gebilde
in der Dalreisteppe bewohnen, das einer befestigten Siedlung noch am nächsten kommt.
Der Sommerhäuptling fungiert als Oberhaupt aller Dalrei und ist mit unglaublichen Privilegien ausgestattet, so darf
er mit jeder Frau seiner Wahl geschlechtlich verkehren. Ein solches Ereignis wird als Ehre angesehen und die Kinder
des Sommerhäuptlings gelten als besonders gesegnet. Auch besitzt der Sommerhäuptling die Macht, alle Dalré unter
seinem Namen und dem Zeichen der roten Sonne in den Kampf zu führen. Nur bei Anlässen, die sämtliche Dalré betreffen,
wird dieses Zeichen gezeigt. Die einzelnen Stämme reiten unter dem jeweiligen Totemzeichen ihres Stammes.
Der Sommerhäuptling gilt allerdings in erster Linie als spiritueller und repräsentativer Führer der Dalré, der de
facto über keinerlei Autorität verfügt. Entscheidungen, die in seinem Namen verkündet werden, wurden im Allgemeinen
vorher vom Torobadarja beraten und beschlossen.
Die Macht des Sommerhäuptlings dauert, wie der Name schon vermuten läßt, nur einen Sommer. Zur Herbst-Finsternacht
wird der Sommerhäuptling in einer eher bescheidenen Zeremonie getötet und sein noch warmes Hirn und Herz der
Wolkentochter zum Verzehr gereicht.
Die Wolkentochter bleibt ihr Leben lang in diesem Rang und ist somit eigentlich die beständigste Machtinstanz der
Dalré, die über beträchtlichen Einfluß auf den Sommerhäuptling verfügt. Denn zum Sommerhäuptling werden meistenfalls
unerfahrene Jünglinge erkoren, während die Wolkentochter ein Leben lang politisches Geschick entwickeln kann.
(me)
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