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Baa'ten
"Avatar" des Gottes Aga'rom
gestorben 638 n.L.

Manchmal, so scheint es, steigen die Götter tatsächlich von ihren Thronen und mischen sich unter die Schäfchen, denen sie sich zum Schutze verschrieben haben. Eine dieser Geschichten, wie sie wahrscheinlich viel öfter geschehen, als sie den Bewohnern Espers gewahr werden, erzählt der bekannte Teil des Lebens von Baa'ten:

Die Spuren dieses hühnenhaften Mannes mit robustem Äußeren lassen sich nicht weiter zurückverfolgen, als zu einem gut gepflegten Gasthaus im nen'yenischen Ne'el, einem nur wenige Dutzend Einwohner zählenden Dorfe an der Furt über die Jiya einige dutzend Meilen südlich von Maa'sha. Dort erstand der bärtige Hühne unter dem Namen Baa'ten eines der drei Gasthäuser im Sommer des Jahres 627 n.L. Fortan bewirtete er die Gäste, die entlang der großen, von Nord nach Süd verlaufenden Handelsroute Nen'yas reisten - immer freundlich und höflich zu guten Gästen, unnachgiebig und entschlossen gegen Zechpreller und Raufbolde.
Ne'eler, die sich noch an ihn erinnern, bemerken einhellig, wie die grünen Augen im ledrig-gegerbten Gesicht bei schallendem Gelächter funkelten. Ansonsten war man sich einig, daß sein Blick etwas wohlwollendes, warmes besaß. Seine schwarzgrauen Haare, wuschelig unsortiert, hingen ihm mehr als schulterlang in dichten Locken herab. Nur selten band er sich diese zu einem kunstvoll geflochtenen breitem Zopf. Auch Schnauzbart hing in zwei je einen Spann langen Streifen meist zottelig hinab und wurde am Kinn durch einen etwas längeren, schwarzen Spitzbart ergänzt.
Erst als jene Gruppe von Reisenden bei ihm einkehrte, die später als die Weißen Sieben Bekanntheit erlangen sollten, verließ Baa'ten Ne'el mit diesen und räumte sein Gasthaus über Nacht. Mit seinen langen, ledernen Beinkleidern in Dunkelbraun, schweren, schwarzen Lederstiefeln mit eisernen Nieten, seiner Lederweste und dem langen Wollmantel, sowie einem breiten Ledergurt über die Schulter, in dem er Kräuter, Tinkturen und Gewürze mit sich führte, sah er für die wenigen Einwohner, die seine Abreise beobachteten, nicht anders aus als bei seiner Ankunft elf Jahre zuvor. Den Reisebeutel aus einer großen, grünen Wolldecke zusammengeschnürt und an einem langen Knüppel befestigt, ragte wie bei seiner Ankunft ein breiter Ringmetallbrustpanzer und ein Breitschwert-Zweihänder hinaus. So ging er, wie er gekommen war.

Jerron Serelind berichtet über die gemeinsame Reise, welch seltsamen Verhaltens sich Baa'ten zuweilen gebar. Schon beim Aufbruch wurde er gefragt, ob er denn seinen Gasthof nicht gegen Gesindel verschließen wolle. Schließlich würde er mit jeder Niete und jeden Nagel geplündert werden. Daraufhin habe Baa'ten nur entgegnet: "Ich kehre hierher ohnehin nicht mehr zurück!" War dies eine Ahnung der zukünftigen Ereignisse - oder eher doch göttliches Wissen um diese?
Die Reisenden wurden durch sein offensichtliches Wissen um die Ereignisse und die Vorsehung, in das sie jedoch nicht eingeweiht wurden, zunehmend verunsichert, so daß sie reservierter und mistrauischer gegenüber Baa'ten auftraten, je mehr Tage verstrichen waren.
Dennoch war er ihnen eine Hilfe, denn er wußte um Orte in den weiten Busch- und Waldgebieten zwischen Ne'el und Uase'em, die für die Auserwählten Gegenstände bereit hielten, um besser gegen die Gefahr der Tiham'aia bestehen zu können. Das Wissen um diese Orte wird im Tempel in Suroc aufbewahrt und geschützt.

Erst nach der Ankunft in der heiligen Stadt Suroc, die damals weniger heilig denn heruntergekommen war, offenbarte Baa'ten sein wahres Wesen und ließ durch göttliche Kraft Surocs Feste wieder aufsteigen. In dem sich senkenden Staub offenbarte er seine wahre Gestalt als Gott der Nen'yen: Aga'rom.
In der Schlacht um die Welt gegen die Tiham'aia führte er seine versteinerten Gefährten, die zuvor als fünf Steinfiguren im Hofe der Burg ihre Klingen gleichsam wie Dachstreben gekreuzt hielten. In ihrem heldenhaften Kampf fielen sie mit Aga'rom, dessen Überreste auf einem Hügel unweit westlich der Stadt Suroc im Kreise der Trümmer seiner zerschmetterten Steinkrieger beerdigt wurden: der Hügel erhielt den Namen "Frieden der Götter".

Im Nachhinein wurde lediglich bekannt, daß Aga'rom und Zi'sulda, seine Gefährtin und weibliche Göttin Nen'yas, mit den fünf Steinkriegern die letzte Bastion gegen die einfallenden Tiham'aia bei der früheren Heimsuchung der Tiham'aia vor Äonen gebildet hatten. Er selbst stammt aus einem Hühnenvolk, das vergangen ist und nördlich des Kro die Hügellandschaften bewohnte. Durch ihr Wirken wurden Baa'ten und seine Gefährtin, deren Name aus alter Zeit nicht überliefert ist, im Laufe der Jahre immer stärker mit göttlicher Kraft beseelt und wuchsen zu Göttern heran. Nun sind die alten Götter gefallen, wie im Falle Aga'roms, oder schlafen in der "Kammer der schlafenden Göttin" hoch oben in den Tempelanlagen von Suroc, wie im Falle seiner geliebten Zi'sulda.

Doch schenkt man diesen Legenden über die letzte Heimsuchung Glauben, welche der Weißen Sieben werden die neuen Götter Nen'yas stellen?
(nn)
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